Buying a Teeny-Tiny House in New Zealand

Schon seit einigen Jahren träumen Benjamin und ich davon, in einem Tiny House zu leben. Dabei spricht uns nicht nur die Schönheit und Kreativität der Tiny House Designs an, die es inzwischen überall zu bewundern gibt - wer‘s nicht glaubt sollte sich unbedingt mal die Webseite von Shayes Tiny Homes oder den YouTube Kanal „Living Big in a Tiny House“ ansehen (in beiden Fällen handelt es sich übrigens um Neuseeländer).

Es gibt noch viele weitere Aspekte, die uns an einem Leben in einem Tiny House zusagen. Zum Beispiel die Notwendigkeit, für jeden Gegenstand einen passenden Ort zu haben. Die Konzentration aufs Wesentliche und die daraus resultierende Wertschätzung gegenüber den Dingen, die man hat. Das sich frei machen von vielem, was in Schubladen, Kellerräumen oder Dachböden verschwindet aber einem trotzdem - oder genau deswegen - immer im Nacken liegt (an meine Mama: ich habe nicht vergessen, dass bei euch auf dem Dachboden Kisten von mir stehen). Auch die Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit, die man durch ein Leben „Off the Grid“ und den daraus resultierenden bewussten Umgang mit Ressourcen gewinnt, reizt uns.

Einer der vielen wunderschönen Orte, die sich jetzt direkt vor unserer Haustür befinden.

Die meisten Tiny Homes sind „on wheels“, also auf Rädern. Sie sind nicht fest im Boden verankert und man kann sie von Ort zu Ort fahren. Dabei sollte man bedenken, dass die klassischen Tiny Homes zu groß sind, um tatsächlich mit ihnen durch die Gegend zu reisen. Aber sollte man umziehen wollen (oder müssen), kann man sein Haus von einer Logistikfirma bewegen lassen und es somit einfach mitnehmen.

Benjamin und ich denken bei unserem zukünftigen Tiny Home allerdings eher weniger daran, dass es Räder haben soll. Wir wollen einen Ort finden, der uns gefällt, unser Tiny Home dort hinsetzen (hoffentlich mit einem großen Garten, damit wir Hühner haben können), und dann dort bleiben. Wurzeln statt Räder.

Zur Zeit befinden wir uns durch unseren Umzug nach Neuseeland aber in einer diesem langfristigen Wunsch komplett entgegengesetzten Situation. Wir entwurzeln uns gerade. Alles ist momentan in der Schwebe. Wir sind gerade kein Teil irgendeiner Community, wir haben noch keine gemeinsamen Freunde in diesem Land, wissen noch nicht, wo es uns hier hinverschlägt, wo wir eine Arbeit finden werden - Nordinsel oder Südinsel? Stadt oder Land? Büro oder Natur? Bestimmt werden wir schon bald wissen, wo es hingeht. Dann können wir unser Lager aufschlagen und irgendwo richtig zu Hause sein (oder zumindest so sehr, wie es nur geht, wenn man zwei Heimaten hat). Dann kann dort irgendwann ein Tiny House ohne Wheels stehen. Aber bis dahin haben wir uns für Räder entschieden. Dafür, ein zu Hause zu haben, egal wo wir sind. Ein zu Hause zum Mitnehmen. Nicht wie die normalen Tiny Homes, die eigentlich zu groß dafür sind. Wir können unser zu Hause selbst ziehen, denn wir haben ein wirklich winziges, klitzekleines Tiny House on Wheels gekauft: einen Caravan.

Die erste Fahrt mit unserem Caravan.

Einen geeigneten Caravan zu finden war schwieriger als gedacht. Zum einen sind selbst gebrauchte Caravans noch alles andere als günstig. Zum anderen sollte er leicht genug sein, um ihn mit einem einigermaßen spriteffizienten Auto ziehen zu können. Außerdem wollten wir eine Solaranlage auf dem Dach haben, die genügend Strom erzeugt, damit wir zu zweit off-grid leben können. Einigermaßen schön und gemütlich sollte er von innen natürlich auch sein, und wir wollten eine feste Tür zwischen Schlafzimmer und Wohnzimmer/Küche haben. Dusche und Toilette mit ausreichend großen Grey- und Blackwater Tanks waren selbstverständlich für uns ebenfalls must-haves, ansonsten bekommt man in Neuseeland nicht den „Self-Containment“-Sticker, mit dem man außerhalb Kommerzieller Campingplätze in der Natur stehen darf.

Der kleine blaue Sticker auf der rechten Seite zeigt an, dass wir “Self Contained” sind. Die roten Flügel unter “Elddis” stehen für die New Zealand Motor Caravan Association, in der wir Mitglieder sind.

Wir haben im Prinzip den gesamten Januar damit verbracht, nach unserem Caravan zu suchen - deshalb sind wir auch noch nicht so viele Kilometer gewandert, wie wir uns eigentlich vorgenommen hatten, was sich jetzt aber bestimmt ganz schnell ändern wird.

Der Caravan, der uns am Ende am besten gefallen hat und den wir auch leisten konnten, ist ein 10 Jahre alter Elddis Affinity 550 aus England mit einer 400 Watt Solaranlage auf dem Dach. Er wiegt 1290 kg und hat eine Zuladung von 150kg. Das bedeutet, dass wir während der Fahrt nur 150kg an persönlichen Gegenständen, inklusive Lebensmittel, Kleidung, Gesellschaftsspiele, Bücher, Küchen- und Badezimmerutensilien, und leider auch inklusive Batterie und Solaranlage, im Caravan transportieren dürfen. Alles, was über die 150kg hinaus geht, muss im Auto mitfahren oder zu Hause (in unserem Fall bei Benjamins Vater) bleiben.

Unser Caravan ist unserer Meinung nach ziemlich komfortabel ausgestattet. In der Küche gibt es einen Herd bestehend aus 3 Gasfeldern und einem Elektrofeld, einen Backofen, einen Grill, einen Kühlschrank mit Gefrierfach und sogar eine Mikrowelle. Spüle und Herd können abgedeckt werden, um die Arbeitsfläche zu vergrößern.

Das Bett ist 136cm breit und von drei Seiten begehbar. Es kann hochgeklappt werden, sodass die gesamte Fläche unter dem Bett als Stauraum (nur für leichte Gegenstände) genutzt werden kann.

Alle Fenster und die Tür haben sowohl Rollos als auch Fliegengitter. Zusätzlich gibt es noch Vorhänge, die haben wir allerdings noch nie benutzt. Die vier Dachfenster können alle auch bei Regen offen sein, ohne, dass es reinregnet.

Lichter gibt es ohne Ende, alles LEDs also sehr energiesparend. Helle und weniger helle Lampen, gelb-warmes und weißes, schummriges und klares Licht, Leselampen, Deckenlampen, Lichtleisten über den Schränken. Es gibt außerdem ein eingebautes Radio und Boxen in der Decke über den Sitzbänken. Die Sitzbänke lassen sich zu einem zweiten Doppelbett erweitern, und es gibt sowohl einen kleinen ausziehbaren Tisch für 2 Personen als auch einen großen mobilen Tisch, den man drinnen und auch draußen verwenden kann. Außen hat der Caravan einen Gasanschluss für einen Grill oder einen Outdoor-Herd, den müssten wir uns allerdings noch dazu kaufen (bisher hatten wir dafür keinen Bedarf).

Abendessen in unserem Caravan (Wok als Salatschüssel) .

Stauraum gibt es auch genug, auf jeden Fall mehr, als die Zuladebeschränkung gestattet.

Insgesamt haben wir 7 normale neuseeländische 230 Volt Steckdosen und eine 12 Volt Steckdose. Wir müssen nicht an das Stromnetz angeschlossen sein, um die 230 Volt Steckdosen und Geräte (z.B. die Mikrowelle) zu benutzen, sondern haben einen Inverter, mit dem wir von 12 Volt auf 230 Volt umstellen können.

Herd, Grill, Ofen und Kühlschrank laufen über Gas, obwohl der Kühlschrank wenn die Sonne scheint auch über 230 Volt laufen kann.

Außerdem gibt es eine Zentralheizung, die ebenfalls über Gas läuft.

Wir haben zwei 9 Liter Gasflaschen im Caravan, wenn eine leer geht, können wir also einfach wechseln und dann bei Gelegenheit die leere Flasche an einer Tankstelle auffüllen.

Unser Auto, ein Audi Q5, darf 2,5 Tonnen ziehen, also mehr als genug für unseren Caravan. Dabei haben wir selbst während des Ziehens sehr viel geringere Spritkosten, als wir mit einem Pick-up (das bevorzugte Zugfahrzeug der Neuseeländer) ohne einen Caravan zu ziehen hätten. Beim Kauf unseres Autos haben wir gemerkt, dass Spritverbrauch generell etwas zu sein scheint, worauf in Neuseeland sehr wenig geachtet wird. Wie überall wird allerdings auch hier das Benzin immer teurer, deshalb wird sich das vielleicht bald schon ändern. Zur Zeit kostet in Neuseeland ein Liter Benzin im Schnitt NZD 2.60, das sind umgerechnet 1,46 Euro.

Die Anhängerkupplung mussten wir übrigens nachrüsten. Dazu wird hier in Neuseeland einfach ein Loch in die Stoßstangenverkleidung gesägt, anschließend wird die Anhängerkupplung mit dem Rahmen verschweißt. Das machen zu lassen hat uns einiges an Überwindung gekostet, das Resultat ist allerdings weniger schlimm, als gedacht, und hat umgerechnet „nur“ 500 Euro gekostet - in Deutschland wäre das um einiges teurer gewesen.

Unsere Anhängerkupplung.

Wir hatten nun also ein Auto, das genug ziehen kann, und eine Anhhängekupplung. Als echte Deutsche kam für uns natürlich als nächstes die Frage nach der Versicherung auf. Nach einigen Recherchen landeten wir wieder beim AA, sowohl mit einer Caravan Versicherung (umgerechnet 570 Euro im Jahr) als auch mit einer Hausratsversicherung, die unser gesamtes Eigentum inklusive Kameras, Laptops und Handys auch auf Reisen abdeckt, selbst bei „accidental loss or damage“ (umgerechnet insgesamt 280 Euro im Jahr, für alles, was wir besitzen, mit einer Selbstbeteiligung von 170 Euro pro Antrag - finden wir ziemlich gut!).

Weitere Überlegungen, die wir anstellten, bevor wir unseren Caravan kauften, betrafen die Campingplätze, die uns zur Verfügung stehen würden. In Neuseeland ist Freedom Camping nur mit Fahrzeugen gestattet, die „self-contained“ sind, und nur auf dafür vorgesehenen Flächen.

Zusätzlich dazu gibt es selbstverständlich kommerzielle Campingplätze, die eine große Auswahl an Leistungen und Einrichtungen anbieten.  Diese können bis zu 30 Dollar pro Nacht pro Person kosten. Da uns das zu teuer ist, wir eine Toilette und eine Dusche an Bord haben und wir uns weder an Wasser noch an Strom anschließen müssen sind diese Campingplätze erstmal uninteressant für uns. Um uns dennoch nicht auf die Verfügbarkeit von Freedom Campingplätzen verlassen zu müssen, sind wir stattdessen Mitglieder in der NZMCA - der New Zealand Motor Caravan Association - geworden. Mt dieser Mitgliedschaft dürfen wir - neben vielen weiteren Vorteilen - für 2,80 Euro pro Person pro Nacht auf speziellen Campingplätzen der NZMCA stehen. Unsere Mitgliedschaft erkennt man daran, dass unser Caravan rote „Flügel“ hat (auf dem ersten Foto dieses Blog-Eintrags zu sehen) .

Außerdem haben wir uns für umgerechnet 130 Euro pro Person den Campingpass für die DOC Campingplätze gekauft. Damit können wir ein Jahr lang in ganz Neuseeland ohne zusätzliche Kosten auf (fast) allen Campingplätzen des Department of Conservation stehen. Und die sind in der Regel sehr schön gelegen.

Ein Campingplatz des Department of Conservation.

Insgesamt, inklusive Mitgliedschaften bei DOC und NZMCA, würden wir auf ein Jahr gesehen im Schnitt weniger als 1,50 Euro pro Nacht bezahlen.

Wasser gibt es in der Regel kostenlos, Greywater and Blackwater kann man - ebenfalls kostenlos - in dafür vorgesehenen „Dumping Stations“ entsorgen. Wir haben zwei 40 Liter Frischwasser Container (leider extern) und einen 75 Liter Greywater Container. Wir müssen also definitiv auf unseren Wasserverbrauch achten, denn mit jedem verbrauchten Liter muss ein weiteres Kilo zum Caravan gerollt oder getragen werden.

Zuletzt haben wir uns natürlich noch über die Einrichtung unseres Caravans Gedanken gemacht. Da wir ja gerade erst nach Neuseeland gezogen sind, hatten wir quasi keine Einrichtungsgegenstände hier und befanden uns daher eigentlich in der idealen Situation, um in einen Caravan zu ziehen. Anstatt wie die meisten Menschen auszumisten (die Vorbesitzer mussten ein ganzes Haus auflösen um sich ihren Caravan-Traum verwirklichen zu können) mussten wir uns aber dennoch bis zu einem gewissen Maß komplett neu ausstatten. Dabei mussten wir natürlich immer auf unser Platz- und Gewichtslimit sowie an den Stromverbrauch achten. Auf Gegenstände, die wir in Deutschland sehr gerne und viel benutzt haben - zum Beispiel Toaster, Heißluftfritteuse, Slowcooker, ein großes, mehrteiliges Geschirrset, Küchenmaschine, Salatschüsseln etc. - mussten wir also selbstverständlich verzichten.

Unsere gesamten Küchenwerkzeuge.

Wir haben auch keinen Staubsauger mehr, nur einen kleinen Handsauger, ansonsten benutzen wir unsere winzige Kehrichtschaufel.

Mini-Kehrichtschaufel.

Statt eines elektrischen Toasters haben wir einen ziemlich urigen Toaster-Aufsatz für unseren Gasherd. Unsere Salatschleuder ist gleichzeitig das einzige Sieb und die einzige Schüssel, die wir haben. Und unsere Suppenkelle hat die Cups-Maße auf der Innenseite, also brauchen wir keinen Messbecher und keine Küchenwaage. Richtig schönes Geschirr und Kakaotassen haben wir uns aber trotzdem gekauft. Von Plastiktellern essen fühlt sich für mich einfach nicht nach „zu Hause“ an.

Nachdem wir also Bettdecke, Kissen und Bezüge, Töpfe, Backblech, Geschirr und Besteck, Küchenwerkzeuge, Putz-, Wasch- und Spülmittel, Kleiderbügel und Küchenhandtücher besorgt, unsere Kleidung und Gesellschaftsspiele (und ein paar Bücher) eingeräumt sowie einen Großeinkauf im Supermarkt getätigt hatten, konnte es am 31.01.2024 endlich los Richtung Süden gehen.

Inzwischen sind wir seit einer Woche unterwegs. Zwei Nächte waren wir auf einem NZMCA Campingplatz, drei Nächte direkt an einem wunderschönen Strand auf einem Freedom Camping Platz und drei Nächte auf einem DOC Campingplatz auf einer Waldlichtung. Wir haben in unserem Caravan schon Filme geschaut, Gesellschaftsspiele und Exit-Games gespielt, Musik gehört, Fotos bearbeitet und viele verschiedene Gerichte gekocht. Dabei haben wir gelernt: Reis verbraucht weniger Wasser als Nudeln, Spaghetti nehmen weniger Platz in der „Speisekammer“ ein als Penne, wenn der Pizzateig zu nah an die Gasflamme kommt geht der Rauchmelder an (Benjamin hat es gleich zweimal ausprobiert xD), und wenn man den Caravan nicht gerade hinstellt rollt man aus dem Bett (ja, wirklich! Außerdem läuft dann das Duschwasser nicht in den Greywater Tank sondern auf den Fußboden).

Laptops, Handys und Kameras konnten wir bisher jeden Tag laden, auch an Regentagen. Die Dusche ist warm und hat einen schön starken Wasserdruck. Das Bett ist sehr gemütlich.

Und wirklich jeder Gegenstand hat seinen Platz und wird gebraucht.

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