Exploring the blue 70% of our Planet

“I can mention many moments that were unforgettable and revelatory. But the most single revelatory three minutes was the first time I put on scuba gear and dived on a coral reef. It’s just the unbelievable fact that you can move in three dimensions.” - David Attenborough

“For most people, this is as close to being an astronaut, as you’ll ever get. It’s leaving planet Earth behind and entering an alien world.” - Mary Frances Emmons

“From birth, man carries the weight of gravity on his shoulders. He is bolted to earth. But man has only to sink beneath the surface and he is free.” - Jacques Cousteau

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Es ist gar nicht so einfach, Nicht-Tauchern zu beschreiben, was den Reiz des Tauchens ausmacht, denn es ist eine Erfahrung, die wir Menschen in unseren an die Schwerkraft gebundenen Leben normalerweise einfach nicht machen können.

Tauchen ist wie fliegen, aber ohne die Anstrengung eines Flügelschlags oder den Lärm und die Kraft eines Motors. Es ist wie ein Schweben, aber kontrolliert und bewusst, gesteuert durch die eigene Atmung und langsame, gezielte Flossenbewegungen. Es ist schwerelos und absolut dreidimensional. Es ist leise, ruhig, meditativ. Gleichzeitig fordert es höchste Konzentration und ein Bewusstsein für den eigenen Körper, für die Umgebung, für Zeit und Tiefe, für die Geräte und natürlich für den Buddy. Es ist unglaublich friedlich und kann gleichzeitig so spannend und sogar furchteinflößend sein.

Nembrotha megalocera, eine Unterwasser-Nacktschnecke (aka Nudibranch)

Es kann wie eine Safari sein, bunt, aufregend und lebendig. Fischschwärme, Putzerstationen, ein Rochen, der an einem vorbeifliegt, Schnecken, Krebse, Fische und Schwämme auf jedem Stein und in jeder Ritze. Wenn man nach so einem Tauchgang wieder an die Oberfläche kommt, auftaucht aus diesem fremden, wunderbaren Ort wie aus einem Traum, kann man gar nicht an sich halten. „Hast du den Oktopus gesehen? - Der Trompetenfisch ist dir immer hinterher geschwommen, das war so cool!! -  Hast du gesehen, wie der Clownsfisch seinen Eiern frisches Wasser zugewedelt hat?“ oder auch „Ich habe einen Fisch entdeckt, den ich noch nie zuvor gesehen habe! So groß ungefähr, blau und weiß und rot!! Weißt du, was das für einer war?“ Dann schaut man in Büchern nach, schreibt in seinem Logbuch, schaut sich Bilder und Videos an und tauscht Geschichten und Erlebnisse aus.

Clownsfisch-Eier, geschützt von einer Anemone.

Manchmal kann Tauchen aber auch eine gespenstische Erfahrung sein, die Landschaft, durch die man gleitet, düster und karg. Schiffswracks und Steinformationen, die aus dem Dunst hervortreten, riesige Sandflächen, die in der Weite des offenen Meeres verschwinden. Dann kommt man hoch und ist ganz still, gefesselt von einer ganz und gar unirdischen Atmosphäre, bis langsam die Schreie der Möwen und die Geräusche von Wind und Wellen wieder im Bewusstsein ankommen und einen zurück holen.

Abu Ghusun Schiffswrack

Tauchen ist ein Sport, der für mich auf eine ganz besondere Art und Weise Menschen verbindet, denn es steht weniger die eigene Leistung im Vordergrund als das gemeinsame Staunen. Wenn man sich gemeinsam begeistern lässt von der Schönheit und Vielfalt um einen herum, „in die selbe Richtung schaut“, dann vergisst man das nicht. Man ist durch diese Erfahrungen und Momente miteinander verbunden.

Cuttlefish / Tintenfisch

Ich werde nie vergessen, wer an meiner Seite war, als eine riesige Delfinschule um uns herum getanzt ist oder als mein erster Mantarochen an mir vorbei geflogen ist. Oder wie mein kleiner Bruder gestrahlt hat, als er zum ersten Mal eine Meeresschildkröte gesehen hat.

Dazu kommt, dass man nicht nur nie alleine taucht, sondern, dass man auch für das Leben seines Buddys verantwortlich ist. Man muss aufeinander achtgeben, aufmerksam sein, ohne Worte kommunizieren. Dabei ist es ganz egal, ob man seinen Buddy schon Jahre kennt oder erst seit ein paar Stunden. Wenn man unter Wasser zum Beispiel eine Muräne in einer Spalte oder einen Scorpionfisch auf einem Vorsprung findet, dann zeigt man seine Entdeckung durch das entsprechende Handzeichen an. Weil man nicht anders kann, als seine Begeisterung weiter zu geben, aber auch, weil es ansonsten für den Buddy gefährlich werden könnte. Unter Wasser denkt man für den anderen mit. 

Ein giftiger Scorpionfish sitzt auf einer Koralle.

Taucher sind eine sehr diverse Gruppe. 13 Jahre alt oder 90, zehn Tauchgänge oder tausend, dick oder dünn, groß oder klein, man findet alle möglichen Menschen auf den Booten und Tauchbasen. Auch Blödmänner findet man, so wie überall. Aber doch eher seltener als sonst.

Meinen ersten Tauchschein habe ich in Mexiko gemacht, den zweiten dann ein Jahr später in Neuseeland. Zunächst war ich mir sehr unsicher, ob Tauchen das richtige für mich ist. Ich mag schwimmen nicht, ich bin auch nicht gerne nass und mir wird schnell kalt. Außerdem hatte ich ein riesiges Problem damit, unter Wasser meine Maske abzunehmen, was eine Voraussetzung für den Tauchschein ist. Jedes Mal, wenn ich die Maske abnehmen sollte, habe ich durch meine Nase so viel Wasser geschluckt, dass ich nicht mehr atmen konnte. Irgendwie konnte ich meine Nase nicht verschließen und habe damit jedes mal gefühlt den ganzen Pool bzw. das ganze Meer ausgetrunken. Aber allen, denen es so geht wie mir am Anfang, kann ich nur sagen: Probiert es trotzdem! Denn:

  1. Tauchen und schwimmen sind zwei komplett unterschiedliche Dinge! Es sind andere Bewegungsabläufe, denn man ist beim Tauchen neutral im Wasser, man sinkt nicht oder schwimmt, sondern man schwebt und muss sich nicht mit Anstrengung über Wasser halten. Man kann also komplett bewegungslos sein. Dabei geht es nicht um Ausdauer, Kraft oder Geschwindigkeit, sondern um Körperspannung, Gleichgewicht und Aufmerksamkeit. Man ist nicht auf der Wasseroberfläche und schaut ins Wasser rein, sondern man ist komplett in dieser Welt, in der man überall hinschauen und sich auch überall hinbewegen kann. Während ich schnorcheln und schwimmen unheimlich finde, weil man so wehrlos oben auf dem Wasser ist und nicht weiß, was unter einem ist, habe ich dieses Gefühl beim tauchen gar nicht.

  2. Wenn man unter Wasser ist, merkt man nicht, dass man nass ist. Es spritzt einem nichts in die Augen oder in den Mund, unter Wasser gibt es keinen Wind und keine Wellen, die Haare wehen geschmeidig im Wasser anstatt zu tropfen. Man hat einfach nicht das ständige Bedürfnis, sich abzutrocknen.

  3. Ja, es kann kalt sein. Aber man hat Möglichkeiten, warm zu tauchen. Es gibt Nassanzüge in unterschiedlichen Stärken (normalerweise 3mm, 5mm, 7mm) und Trockenanzüge. Trockenanzüge sind der Wahnsinn. Man kann einfach mit Thermo-Unterwäsche, dicken Socken, Fleece etc. dort hineinschlüpfen und somit angezogen tauchen. Auch Neoprenhandschuhe und -mützen gibt es zu leihen (oder zu kaufen). Eine andere Möglichkeit wäre, einfach in warmem Wasser zu tauchen. Im September in Ägypten bin ich zum Beispiel komplett ohne Anzug getaucht, 4 mal am Tag, und mir war nie kalt - nicht mal nachts.

  4. In der Regel stellt der Tauchkurs für die meisten Menschen keine große Hürde dar. Dennoch kann es natürlich sein, dass es einen Bestandteil des Kurses oder des Tauchens an sich gibt, mit dem man Schwierigkeiten hat. Für mich war es das Abnehmen der Maske, für meine Schwester war es zu Beginn ein Panikgefühl beim Atmen unter Wasser. Sowohl ich als auch meine Schwester haben einfach ein bisschen länger gebraucht, als die meisten anderen, aber wir haben es letztendlich mit etwas Übung auch geschafft und sind jetzt gute und begeisterte Taucher. Wenn man weiß, dass man Probleme mit einem bestimmten Aspekt des Tauchens hat, sollte man das vor dem Tauchkurs kommunizieren, damit darauf Rücksicht genommen werden kann. Ich hatte einen Einzelkurs, vielleicht ist das auch für andere, die Schwierigkeiten haben, eine gute Lösung. Und für alle, die noch etwas zu unsicher für einen kompletten Kurs sind, gibt es sogenannte Try Dives oder Schnuppertauchgänge, während derer man, ohne zertifiziert zu sein, mit einem Tauchlehrer einen Tauchgang im offenen Wasser (Meer oder See) machen kann.

    Solange man keine medizinischen Beschwerden hat, die das Tauchen unmöglich machen, kann es - denke ich - jeder lernen. 

Ein Clownsfisch in seinem Anemonenhaus.

Es gibt verschiedene Organisationen, die zertifizierte Tauchkurse anbieten, die auf der ganzen Welt gültig sind. Die bekanntesten sind sicherlich PADI, SSI und CMAS. Ich selbst bin von der gemeinnützigen Organisation GUE (Global Underwater Divers) zertifiziert, wobei das vor allem fürs technische Tauchen interessant ist. In der Regel macht man zunächst seinen „Open Water Diver“, mit dem man bis 18 Meter tief tauchen darf. Anschließend kann man dann noch weitere Zertifikate erlangen, unter anderem den „Advanced Open Water Diver“, mit dem man dann 30-40 Meter tief tauchen darf. Die Preise für einen Tauchkurs können sehr unterschiedlich sein, je nach Standort und Größe der Gruppe. In Deutschland fangen Open Water Kurse bei ungefähr 350-400 Euro an, im Ausland kann es je nach Land natürlich auch günstiger (z.B. Indonesien, Thailand, Ägypten, Kroatien) oder teurer sein (z.B. Australien, Neuseeland, Malediven).

Vor 10 Jahren habe ich zum ersten Mal unter Wasser geatmet und die Schwerelosigkeit und Freiheit verspürt, mit der sich ein Taucher durch die fremde Weite der Meere bewegen kann. Seitdem war ich auf 4 verschiedenen Kontinenten tauchen, in Süß- und in Salzwasser, bei 38 Metern Wassertiefe und bei 5 Metern, bei Tag und bei Nacht, im Trockenanzug bei 12 Grad Wassertemperatur, im Bikini bei 31 Grad und im Neoprenanzug bei allen Temperaturen dazwischen. Manchmal hatte ich eine Sicht von atemberaubenden 50 Metern oder mehr. Andere Male konnte ich gerade so meinen Buddy neben mir ausmachen. Ich durfte Korallenriffe sehen, Wracks, Steilwände, Steinbögen, Felslandschaften, Wälder aus Seetang, das offene Meer. So vielfältig ist diese verborgene Welt, die ungefähr 70 Prozent unseres Planeten ausmacht.

Ein Weißspitzenriffhai-Baby

Seit ich vor zehn Jahren meinen ersten Tauchschein gemacht habe, haben nach und nach all meine vier Geschwister, die Freunde meiner Schwestern, Benjamin und ein guter Freund von Benjamin ebenfalls tauchen gelernt. Die Faszination und die Begeisterung fürs Tauchen mit anderen teilen und zusammen unvergessliche Momente erleben zu können ist ein riesiges Glück, das ich ganz besonders mit einem bestimmten Ort verbinde: dem Roten Meer.

Dort, im Süden Ägyptens, waren Benjamin und ich insgesamt 8 Wochen, 4 davon als große Gruppe mit Geschwistern und Freunden. Da so ein Tauchurlaub (oder auch Schnorchelurlaub, wenn man nicht tauchen kann oder will) einfach fantastisch ist, möchte ich gerne ein wenig von meinen Erfahrungen berichten. Ihr könnt daher alles über unsere Tauchurlaube in Ägypten, von Buchung inkl. Preisen und Packen über Anreise und Hotel bis hin zu spezifischen Taucherlebnissen in meinem nächsten Blogeintrag lesen.

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