Tears of Joy and Tears of Sadness

(English Version coming soon)

“Der ist reich, dem das Leben die Abschiede schwer machte“.

Dieses Zitat von Alfred Grünewald las ich zum ersten Mal im Juli 2012, kurz nachdem ich tränenreich meiner Familie und meinen Freunden am Frankfurter Flughafen Lebewohl gesagt hatte, um für ein Au-Pair Jahr nach Neuseeland zu reisen. Dieser erste Abschied ist jetzt 11 Jahre her. Ich hatte damals nicht geahnt, wie viele weitere solcher Abschiede folgen sollten. Denn seit meinem Abitur habe ich insgesamt 5 Jahre in Neuseeland gelebt und 6 Jahre in Deutschland. On und off, jedes Mal wieder ein Abschied auf unbestimmte Zeit. Neuseeland und Deutschland trennen nicht nur 24 Stunden Flugzeit, es sind in vielerlei Hinsicht zwei unterschiedliche Welten – angefangen bei der Sprache und der Mentalität der Menschen bis hin zu den Verkehrsregeln und dem Essen. Es fällt mir schwer, mein Leben in den letzten 11 Jahren als Kontinuum zu betrachten, es ist fast eher so, als gebe es zwei Leben. Immer wieder musste ich mich in diesen 11 Jahren von Orten und Menschen verabschieden, die für mich Heimat sind. „Heimaten“ zu haben bedeutet für mich, man ist in zwei Welten zu Hause, aber vollständig ist man in keiner. Es bedeutet, immer im Abschied zu leben, aber auch immer im Wiedersehen.

Fußstapfen von Yellow Eyed Penguins in Oamaru, Neuseeland

Ich hatte schon immer furchtbares Heimweh, schon in der Grundschule auf Klassenfahrten, oder wenn ich bei Freundinnen oder bei meinen Großeltern übernachtet habe. Das ist bei mir auch immer so geblieben, auch noch in der Oberstufe und jetzt als 30-jährige. Mit zwei Heimaten ist das Heimweh nun ein ständiger Begleiter. In den letzten Jahren habe ich fast jeden Tag mein Leben in Neuseeland vermisst. Die frische Luft, die Tiere und Pflanzen, die vertrauten Straßen, die Menschen, die wunderschöne und unberührte Natur, die Weite, die Einsamkeit, das Essen.

Milford Sound, Neuseeland

Jetzt geht es in 2 Wochen endlich zurück. Der Gedanke daran lässt mein Herz springen und zerreißt es zugleich. Meine Familie und Freunde, unsere Haustiere und unser Garten, die Spieleabende, Grillfeste und Familienfeiern, unsere Wohnung, meine Bücher, die deutsche Sprache, unser Auto, die Jahreszeiten : dieses Leben wird mir fehlen, jeden Tag. Das weiß ich aus Erfahrung. Wenn ich mir aber den Grund für dieses Vermissen, für dieses Heimweh, vor Augen führe, wird daraus Dankbarkeit. Denn die Wahrheit ist, dass diese Abschiede nur so schwer sind, weil ich verdammtes Glück habe und unglaublich reich bin. Reich an Liebe, an Freunden, an Familie, an Erinnerungen, an wunderschönen Momenten, an Geborgenheit - sowohl in Neuseeland als auch in Deutschland.

Abschiedsschmerz und Wiedersehensfreude liegen so eng beieinander. Das eine gibt es nicht ohne das andere, und in meinem Fall kommen diese beiden Gefühle immer simultan und kontinuierlich vor, und nicht nacheinander. Aber nur, weil ich so reich bin.

Danke.

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